Unsterblich

  • @ Bayernfahne


    Damit ist für mich die Frage des "künstlerisch sehr wertvollen" irgendwie nicht befriedigend abgedeckt.. ;)! Muss da nochmal drauf eingehen.
    Die Kunst, die Metallica anbieten, ist im Endeffekt ihre Musik. Nicht Lars Ulrichs Bildersammlung.
    Sprich; wenn wir von "künstlerisch wertvoll" reden, bezieht sich das direkt auf das was ihre Kunst ausmacht: Die Kunst Songs zu schreiben, die Kunst ihre Instrumente zu spielen, die Kunst Texte zu schreiben, die Kunst halt eben Musik zu machen. Dass Metallica SENSATIONELLE Songwriter sind (Hetfild in erster Linie), dass sie ihre Instrumente gut im Griff haben und dass James Hetfield FANTASTISCHE Texte schreiben kann, das steht ausser Frage.... Grad ihre Alben "Ride the lightning", "Master of puppets" und "..and justice for all" sind deswegen hohe Kunst und aus meiner Sicht dann "künstlerisch wertvoll". Der Rest hier bei "St. Anger" ist ganz klar psychologischer Natur.


    Wenn ich "St. Anger" auseinander nehme, dann sind da ein paar gute Riffs, die aber ihre Wirkung verlieren, weil der Song in dem sie vorkommen auf 5 Minuten ausgedeht wurde... Bei "Enter sandman" 1991 hat das noch funktioniert, weil es a) ein starkes Riff war (übrigens nicht von Hetfield, sondern von Kirk Hammett) und b) der Song ansich ausgeklügelt und fertig klingt - das ist bei sämtlichen Tracks aus "St. Anger" nicht der Fall. Wie auf allen Touren zuvor ab 1988, habe ich Metallica auch auf der Tour zum Album live gesehen und es ist bezeichnend, dass bei einem Konzert von mehr als 150 Minuten Musik nur 3 (!!) Songs von "St. Anger" den Weg in's Set gefunden haben. DIe Songs sind einfach schwach und das merkt man dann am besten, wenn sie sich live zwischen Granaten wie "Creeping death", "Blackened" oder "Master of puppets" einordnen müssen. Daran gemessen kacken die Songs ab - auch wenn grad das Titelstück "St. Anger" als Einzelsong sehr cool ist... Aber mach mal eine Mix-CD von Metallica und misch die "St. Anger" Songs dazu - die fallen komplett ab. Sie wirken leer. Zudem - und das mitunter stört mich am meisten - wurden sie auf Nu-Metal getrimmt mit tiefer gestimmten Gitarren, chaotischer Struktur (wenn dann überhaupt vorhanden) - man hört dem Album an, aus welchem Jahr ca. es stammt... Das ist bei Alben immer schlecht. Die Kunst ist es jedoch, ein Album zeitlos klingen zu lassen. Ich rede nicht von dem Mix oder der Produktion - die ist auch bei "Master of puppets" Mist (Drums klingen wie ein laues Tuntenfürzchen).


    Es ist ein Fakt, dass nach dem Abgang von Jason Newsted, James Einlierfung zum Alkoholentzug, den Sitzungen mit Phil Wieauchimmer und den auf einem Höhepunkt angekommen Spannungen zwischen Hetfield und Ulrich (Spannungen gab es seit Bandgründung) ein eigentlich interessantes Album entsteht. Dass es ein entscheidendes Album ist, ein reinigendes. Selbstfindung, Neudefinierung. Standortbestimmung. Das macht das Album ungemein aussergewöhnlich und wichtig. Ich bin froh, dass sie es gemacht haben. Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde. Metallica gehören seit der "...justice" zu meinen (unzähligen, haha) Lieblingsbands...


    Aber aus Sicht ihrer Kunst - der Musik - ist das Album aber unterdurchschnittlich und nicht interessant, sondern langweilig. Ob es DIR persönlich gefällt oder nicht, ist schlicht Geschmacksache. Rest ist aber schon eher Faktum.


    Was das Thema "Interessant wegen Findungsprozess" angeht, müsste man jedes Hosen-Album nach "Opel-Gang" demzufolge küstlerisch interessant finden - bei keiner anderen Band habe ich so häufig gelesen, dass man nicht mehr wusste in welche Richtung man gehen soll...


    Nach der "Opel Gang" war der Überraschungseffekt aufgebraucht und man wusste nicht, ob man nochmal am Minierfolg anschliessen kann oder ob man eine Eintagesfliege war.
    Nach "UfF" stieg Trini aus und man wusste nicht wie es ohne ihn weiter gehen soll.
    Nach "Damenwahl" hatte man keinen Plan, ob man nun Kommerz oder Punkrock machen wollte und entschied sich für ein Spasslabum unter falschem Namen.
    Nach "Roten Rosen" war man wieder orientierungslos und versuchte sich an einem Soundtrack/Theater.
    Nach "Horrorschau" wurde man kommerzeill erfolgreich und hielt grad mal so das Level.
    Nach "Kreuzzug" war man Nr. 1 und wusste nicht wohin, zudem artete der Drogenkonsum aus. Man musste sich wieder neu erfinden.
    Nach "Learning english" wurden die Drogenprobleme nicht besser und man schien ausgebrannt und ideenlos, redete von Bandauflösung.
    Nach "Kauf mich" und der Megatour war man wieder planlos und musste sich neu erfinden.
    Nach "Opium" wusste man wieder nicht weiter, weil Wölli ausschied, zudem das 1000. Konzert, das ein Bandende beinahe mit sich brachte.


    usw - bis hin zu "IaS" wo man Caffery entSORGte und einen neuen Produzenten holte - und dann "Ballast", das man komplett verwarf und neu zusammenschusterte mit Gästen, Fremdtextern etc.!

  • Der chronologischen Reihenfolge ein wenig zum Trotz muss ich zu allererst mal auf dein letztes Argument eingehen:
    Willst du damit sagen, dass du nicht jedes Hosenalbum interessant findest? :D Also ich auf jeden Fall :P


    Ich muss vielleicht zu Metallica sagen, dass ich kein Fan bin, Sympathisant trifft es aufgrund von Hetfields politischer Gesinnung auch nicht so Recht. Aber ich höre die Sachen dafür, dass ich eigentlich kein Fan bin, überdurchschnittlich oft. (Auch ein Indiz für die musikalischen Fähigkeiten der Band) Und es mag sein, dass aus Songwriting-Sicht die Songs von St. Anger im Gegensatz zu denen anderer Alben abfallen.
    Aber ich denke, hätte ich statt künstlerisch (sehr) wertvoll von psychologisch wertvoll gesprochen, hättest du mir wahrscheinlich sogar Recht gegeben. Ich denke, dass unsere Meinungsverschiedenheit hierbei davon kommt, wo wir die Grenze zwischen künstlerischem Schaffen und seelischem Zustand des Künstlers ziehen. Für mich geht das beides Hand in Hand und davon ab, dass Metallica auf diesem Album einen Stilbruch vollzogen haben, finde ich die Musik an sich nicht so schlecht. Das ist, wie du richtig gesagt hast, Geschmackssache. Und rein objektiv gebe ich dir auch Recht, dass die Songs im Vergleich zu anderen Metallica-Alben zumindest sehr unterschiedlich klingen. Da aber eine Wertung aus besser/schlechter reinzubringen halte ich für schwierig. Vielleicht ist St. Anger "weniger Metallica", vielleicht ist es aber gleichzeitig mehr "die Menschen hinter Metallica" - das kann man in zwei Sätzen nicht so einfach beantworten. Aber das Album polarisiert irgendwo dann doch. Es wird darüber gesprochen. Die einen finden es komplett scheiße, die anderen, so wie ich, interpretieren (vielleicht auch manchmal etwas zu) viel hinein und schließen dann ihren Frieden damit.
    Aus künstlerischer Sicht ist es meistens, auch wenn sich das viele nicht eingestehen wollen, einer der Hauptantriebe, dass über deine Kunst gesprochen wird. Und das trifft bei St. Anger zu.


    Aber das war nun wirklich etwas viel Off Topic :D
    dth HB 86: Alles wie immer empfinde ich auch als Füllsong schlechthin :D Zu Bayern werde ich hier die nächsten Tage eventuell mal meine für viele vielleicht doch sehr überraschende Meinung preisgeben, jetzt hab ich aber noch n paar Termine. :D:s_thanks:

    Wir sind übrig.

  • Mich wundert aber eh das "Gesicht 2000" nicht mal eine B-Seite geworden ist. Und Stattdessen eine dummer Remix die die "Dub-Version" von Unsterblich da eine B-Seite geworden ist.


    Ich kann mich ja selbst mit den 2 Coverversionen auf der "Warum werde ich nicht Satt?" Anfreunden, aber warum ein dummer Remix? Obwohl Psycho dann wieder ganz geil ist. Faktisch hatte man zumindstens noch einen Starken song (Gesicht 2000) und packt stattdessen Covers und Remixe drauf? Irgendwie wirkt das so als hätte man arge Probleme gehabt sich da zu Entscheiden oder durchzuringen die zu veröffentlichen)


    Warum ist die Bayern Maxi eigentlich in einem Jewelcase?

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • Mich wundert aber eh das "Gesicht 2000" nicht mal eine B-Seite geworden ist. Und Stattdessen eine dummer Remix die die "Dub-Version" von Unsterblich da eine B-Seite geworden ist.


    [...]


    Warum ist die Bayern Maxi eigentlich in einem Jewelcase?

    Stimmt, gerade die Dubversion von "Wofür man lebt" war total überflüssig... Psycho hat mich auch nicht unbedingt umgehauen; generell ist die "Unsterblich"-Maxi damit auch durch die schwache A-Seite für mich so ziemlich die verzichtbarste Hosen-VÖ...


    Das dicke Jewelcase der Bayern-Maxi kann ich mir höchstens damit erklären, dass das einen leichten Mini-Album-Charakter bekommen sollte, verkaufsfördernd gedacht oder so. Zumindest ist ja auch eine andere Version als auf dem Album enthalten, insofern hebt sich die Bayern-Maxi ja etwas von anderen Auskopplungen ab... "Warum werde ich nicht satt?" hat im Jewelcase allerdings auch ne dicke Box, sodass meine Argumentation eigentlich hinfällig ist.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Die Erstauflage der Warum werde ich nicht satt? MCD ist in 'ner Digisleeve Hülle.


    Wäre mir neu; Erstauflage kenne ich als Digipack, Zweitpressung dann wie oben erwähnt im dicken Jewelcase. Digisleeve (mit Einschub für die CD) kenne ich keines.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Da gehen die Definitionen von "Digisleeve" und "Digipak" auseinander, wir meinen aber wohl dasselbe ;)


    Dann bin ich insofern beruhigt, alsdass mir keine Variante fehlt ;)

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    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Wobei ich da Babylons Burning sogar neben Sonntags im Zoo die beste Coverversion find


    Mir wirkt die Unsterblich so als hätte man leichte Probleme gehabt wieder ein echtes Album aufzunehmen, da scheint immer noch das. 1000. Konzert nachzuschwingen weswegen das ganze etwas düster daherkommt. Merkt man auch an den Songs stellenweise.


    Hits sind für mich


    Wofür man lebt
    Helden und Diebe
    Call of the Wild
    Unser Haus
    Die Unendlichkeit


    Gut sind immer noch


    Warum werde ich nicht Satt?
    Sonntags im Zoo
    Regen
    König der Blinden
    Der Mond


    Ok sind


    Entschuldigung, es tut uns Leid
    Alles wie immer
    Container Lied
    Unsterblich


    :kotz:
    Lesbische Schwarze Behinderte
    Schön sein
    Inter-Sex
    Bayern


    You're Dead scheint ja auch mal als Albumtrack geplant gewesen zu sein, auf der Unsterblich Single steht ja "Titel 3 und 4 sind nicht auf dem Album..."

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    Einmal editiert, zuletzt von Gabumon ()

  • Die Vorabsingle "Schön sein" ließ damals Schlimmes erwarten. Das Stück finde ich auch heute noch genauso beschissen wie damals. Bei einem ersten Durchblättern des Booklets hatte ich mich sehr über die Zusammenarbeit mit Punkrockurgesteinen wie Frank Z., Rocko Schamoni, Heiner Ebber und TV Smith gefreut. Funny van Dannen war mir bis dato hingegen kein Begriff gewesen. Ich bin allerdings bis heute kein allzugroßer Fan der meisten Kokompositionen mit Funny, finde diese sogar oft ärgerlich.


    Zu den Stücken im Einzelnen:
    - "Entschuldigung, es tut uns leid" Das Intro mit Ebber und Schamoni finde ich platt und nicht lustig. Hätte vielleicht auf eine Heiter bis Wolkig-CD gepasst und HbW finde ich nur live gut. Der Song dann ist musikalisch überbillig und lieblos hingerotzt. Und in dem Text stellen sich die Hosen dann als etwas dar, was sie auch damals schon lange nicht mehr ausstrahlten. Irgendwie wirkt das Stück wie ein bemühter Versuch, Leichtfertigkeit auszustrahlen. Ein Pluspunkt immerhin für den Versuch, weil das ist etwas, was den Hosen in Vorjahren verloren gegangen war. Aber auch dieser Versuch kann aus einem schlechten auch gutes Stück machen.
    - Versucht leichtfertig geht es dann auch weiter mit dem Funny van Dannen-Cover "Lesbische schwarze Behinderte". Musikalisch ist das dann ganz nett, mehr aber auch nicht. Das war schon auf der Opium so, wenn die Hosen zu der Zeit versucht haben, ein typisches Punkrockbrett rauszuhauen (über was ich mich eigentlich gefreut hätte), waren sie dann erstaunlich einfallslos. Die Häme im Text über die politische Korrektheit akademischer, klugescheißender, aber sackdummer pseudolinker Spießer finde ich großartig. Aus dem Mund von Funny, der einem solchen Publikum sicher eher verbunden ist als die Hosen, passt das aber doch irgendwie besser.
    - "Warum werde ich nicht satt?": Der Refrain knallt zwar ordentlich, ist aber wieder viel zu einfallslos. Die Kombination Hardcorepunk im Refrain und Swing in den Strophen finde ich zudem viel zu billig und gewollt, zumal das zu der Zeit auch ein gewisser Trend war, dem die Hosen gefolgt sind. V.a. merkt man, dass da keine eingespielte Band hinter steht, die diese Musik lebt, sondern dass das ein inszeniertes Ding ist. Royal Crown Revue, Cherry Poppin' Daddies, The World/Inferno Friendship Society und Konsorten, an denen sich die Hosen hier ganz offensichtlich orientieren, sind natürlich großartig, das aber, weil sie diese Musik leben und perfektionieren. Den Hosen gelingt hier weder Hardcorepunk noch Swing. Der Versuch ist durchschaubar und bleibt gewollt. Die Hosen waren übrigens noch nie gut darin, andere Musikstile (z.B. später auf der CD Crossover bei "König aller Blinden") nachzuspielen. Es bleibt bei einer schlechten Imitation.
    - "Wofür man lebt" hingegen ist der Hammer, auch wenn völlig Hosen-untypisch. Es strahlt eine dermaßene Ruhe aus. Eines der unterschätztesten Hosen-Stücke überhaupt, es fällt mir schwer, Worte dafür zu finden. Ich würde schwören: Niemand – ob Freund oder Feind der Band – hätte den Hosen so ein Ding zugetraut.
    - "Helden und Diebe": Keine Ahnung, warum das Lied hier alle so herausragend finden. Die Hosen antworten zwar endlich auf an ihnen geübte Kritik. Wiederlegen können sie diese allerdings kaum. Zudem der Text auch vom Lyrischen her teilweise doch ziemlich grobschlächtig aneinandergereiht ist. Wie sie dann im Text noch den Punkrock beerdigen ist übrigens eine mittelgroße Frechheit. Dass der Punk „seit Jahren tot“ sei und „man ihn längst beerdigt“ habe, kann nur jemand sagen, der jeden Bezug zu der quicklebendigen unabhängigen Punkszene jener Jahre verloren hat. Und die Punkszene jener Jahre war zudem sicher größer als die Ende der 1970-er und frühen '80-er in Deutschland, auf die sich Campino immer beruft. Ein Eindruck, den Campino in Interviews mit Punkfanzines zu der Zeit auch immer wieder bestätigte, denn ihm fielen, befragt nach aktuellen Bands aus der Szene, mit denen er was anfangen kann, maximal irgendwelche Epitaph- oder gar Major-Bands ein. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Hosen hier auch versuchen, ein bisschen auf Onkelz machen (Lieder über sich selbst, sich abfeiern usw.). Dürfen sie auch mal versuchen; Musikalisch ist das Lied immerhin ganz in Ordnung: Midtempo, hymnenhaft usw. und dabei besser als das meiste, was die Hosen in der Richtung sonst in den letzten Jahren veröffentlicht haben.
    - "Sonntag im Zoo": Ein genialer Song, allerdings eine Coverversion von Frank Z.'s Soloplatte „Alcohol, Tobacco & Firearms“ aus dem Vorjahr. Eins zu eins nachgespielt, aber Ziegert ist ja auch an der Gitarre. Die Version der Hosen knallt besser als das Original. Hier merkt man zum ersten Mal, wie sehr Vom den Hosen zu einen neuen Bums verhalf. Vom ist halt ein echter Punkrockschlagzeuger, Wölli mehr ein straighter Rockschlagzeuger. Die Kooperation mit Frank Z. hatte mich damals sehr gefreut, hatte er sich bei der Promo seines Soloalbums ja gerade erst abwertend über die (neuen) Hosen geäußert. Außerdem halte ich Abwärts für eine der genialsten deutschen Bands aller Zeiten. Wäre wahrscheinlich in meiner Top 3 des Albums, nehme ich aber nicht mit rein, weil es ein Cover ist.
    - "Schön sein": Unbeschreiblicher Müll, keine Ahnung, was der Dreck soll; Für die musikalische Komposition können sie nicht mehr als 30 Sekunden gebraucht haben. Ich finde den Text auch nur belanglos und überhaupt nicht gewitzt. Hausfrauenmusik; Einer der Stimmunskiller auf Hosen-Konzerten; Leider haben sie im Laufe der Jahre (so seit 1996) zahlreiche solche Lieder zusammengesammelt. Während früher nahezu jedes Lied auf einem Hosen-Konzert total geil war und die Setlist total stimmig, besteht heute leider gefühlt das halbe Set aus Stücken wie „Schön sein“.
    - "Container-Lied": gewagt, Bruce Springsteen auf Deutsch? Als Versuch völlig in Ordnung; Kann man mal machen, ist aber nichts, was ich mir allzu häufig anhöre.
    - "Alles wie immer": auch keine typische Hosen-Nummer, überdurchschnittlich, eine der besseren Nummern des Albums; interessant auch der Beat mit dem Schlagzeug-Sample; eines der besten Crossover-Stücke der Hosen; Musikalische Umsetzung und Text mit dem Thema Routine passen gut zusammen. Ich höre mir das Stück aber eigentlich auch nie an.
    - "Unsterblich": Der Albumtitel und das Albumkonzept (Kann man bei dem Wirrwarr von Konzept reden?) hätten auch Stoff zu Größerem hergegeben als zu einem schnöden Liebeslied als Titelnummer. Das Lied an sich ist zwar aalglatt, aber dennoch ganz gut. Der Song hat durchaus einen gewissen "Groove". Kann man sich in der richtigen Situation durchaus mal anhören;
    - "Inter-Sex": Was soll denn dieser furchtbare Lückenfüller auf dem Album?
    - "Call of the wild": Ein guter melodischer Punkrockkracher – so will ich die Hosen hören. Ich mag sie zwar lieber auf Deutsch, aber in dem Fall lasse ich das gerne durchgehen. Gut, wenn ein TV Smith den Hosen bei ihren englischen Texten unter die Arme greift;
    - "Unser Haus": Ich kann mit Campinos Familienaufarbeitungsmüll nicht ausstehen: die erste von vielen schrecklichen Nummern in dieser Linie. Da mögen dann zwar Leute, die weder von den Hosen noch was von Punkrock verstehen, im Feuilleton schreiben, wie gewagt und unerwartet das sei. Das Gegenteil aber ist der Fall: Genau auf diese Reaktion spekulieren die Hosen. Ein guter Text zu einem Thema wie Tod eines nahen Familienangehörigen wäre übrigens gerade dann und deswegen stark, wenn er abstrakt formuliert wäre, zugleich aber so, dass er Gefühle vieler Menschen greift. Dieses Stück und alle anderen in der Folge erinnern mich eher an eine Bravo-Homestory, was einen schalen Nachgeschmack hinterlässt.
    - "Regen": Einer der besten Hosen-Songs ever, der auf jede Best Of draufgehört. Genial der Übergang von „Strophe“ in „Refrain“; Ich habe gerade in den Linernotes nachgeschaut: Wölli hat das Stück komponiert. Und endlich mal wieder ein Text, der eine Unversöhnlichkeit ausstrahlt wie zu Horrorschau-Zeiten, für die ich die Band so liebte.
    - "König der Blinden": Die Hosen sollen einfach nicht versuchen, Red Hot Chili Peppers nachzuspielen. Das gelingt ihnen nicht. Das Stück ist zwar gut komponiert und auch gut gespielt und technisch umgesetzt. Aber den Hosen steht das einfach nicht. Das passt einfach nicht zusammen. Auch der Text ist nichts. Diese personalisierte Herrschaftskritik wie in dem Stück ist einfach nicht dazu geeignet, moderne abstrakte Unterdrückungsverhältnisse zu beschreiben. Was bleibt ist Pseudogesellschaftskritik, die nichts erklärt und deshalb auch eher an Beschreibungen vom bösen Wolf und Anderen in Kinderbüchern erinnert.
    - "Bayern": Was soll man zu dem Stück noch schreiben? Wann fliegt es endlich aus dem Live-Set? Das ist so platt und die Idee hinter dem Stück ist so berechnend. Schön, dass auch die meisten Fußballvereine das geschnallt haben und den Hosen den Promo-Gag nicht gegönnt haben, das Stück einzuspielen, wenn der FCB Zu Gast ist; Gehört in die gleiche Kiste wie „Walkampf“, „Tage wie diese“, „Zehn kleine Jägermeister“, „Schön sein“, um nur einige dieser furchtbaren Lieder zu nennen, die einem die Hosen in den letzten knapp 20 Jahren so madig gemacht haben. Und diese Kiste gehört ganz tief vergraben.
    - "Der Mond, der Kühlschrank und ich": Geniales Stück, wenn die Hosen mal meinen sollten, nur noch erwachsene Stücke spielen zu müssen, dann bitte solche. Eine der wenigen Kokompositionen mit Funny van Dannen, die ich wirklich mag.
    - "Die Unendlichkeit": gefällt mir sehr gut; wirkt so, als ob es für die Platte mal ein Konzept zum Thema Unsterblichkeit gab und dies der gewählte Endpunkt war. Es passt auch ziemlich gut nach „Der Mond, der Kühlschrank und ich“ an das Ende. Aber da die Platte im Gesamten so wirr, unausgegoren und unzusammenhängend rüber kommt, wirkt es im Ergebnis irgendwie fehl am Platz.


    Wenn ich versuche, das Album in die Diskographie der Hosen einzuordnen, dann ist die Platte meiner Meinung nach das schlechteste aller Hosen-Alben, nicht nur weil es so wirr und unzusammenhängend ist. Auch weil wirklich viel an Müll, Drittklassigem, Unausgegorenem und Lückenfüllern drauf ist. Dass die Hosen auch auf diesem Album einige wenige Granaten raushauen und auch ein paar Sachen, die unterbewertet sind, geht im Ergebnis geradezu unter. Zusammen mit der Opium ist das die Hosen-Platte, mit der ich am wenigsten anfangen kann.
    Als die drei Highlights habe ich mich entschieden für „Regen“, „Der Mond, der Kühlschrank und ich“ und „Wofür man lebt“. Mit dieser Meinung bin ich relativ alleine, wenn ich mir die Grafik auf der ersten Seite anschaue.

    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

    Einmal editiert, zuletzt von Karl Arsch ()

  • Nun dieses Album war auch lange bei mir das Schlechteste. Dann kam aber die "Zurück zum Glück" und die "Ballast" die ich noch schlimmer finde. Was ich aber interessant finde Karl,

    Zusammen mit der Opium ist das die Hosen-Platte, mit der ich am wenigsten anfangen kann.

    Geht mir ähnlich, ich kann bis auf 2-3 Stücke, nicht viel mit der Opium anfangen.


    Dein Kommentar zu "Schön Sein" ist ein Treffer! und kann ich nur zustimmen. Schlimmer geht es nicht. Muss mal eben "Steh auf" (Auch wenn es bei der Auswärtsspiel drauf ist) erwähnen, das ja Musikalisch ähnlich ist - empfinde ich auch als Stimmungskiller, mit dem Stück konnte ich nie was anfangen. Und Live - ekelgänsehaut!
    damit hab ich vllt den Bock abgeschoßen, aber geschmackssache! ich weiß das es das Ultra(s)-Lied ist, besonders Live. Ich kann aber damit 0 anfangen!

  • Naja das TV den Hosen bei Call of the Wild unter die Arme gegriffen hat kann man so nicht sagen...


    .. er hat den ganzen Text geschrieben


    Bei Unser Haus kann ich auch nicht zustimmen, ich finde es deutlich besser als Nur zu Besuch, was ich völlig überbewertet finde.

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • @ Der König aller Blinden:
    "Zurück zum Glück" finde ich tatsächlich ziemlich gut. Die kam in der Zeit raus, in der ich mich nicht für die Hosen interessiert habe. Ich habe sie erst vor ein paar Jahren "nachgekauft" und war wirklich positiv überrascht. Ich finde die Anzahl an peinlichen Stücken auf dem Album für neuere Hosen-Verhältnisse extrem gering (eigentlich nur "Beten" und "Walkampf") und den Rest von in Ordnung bis sehr gut und geil. Auch finde ich das Album im Großen und Ganzen auch recht zusammenhängend und stimmig.
    Mit "Ballast der Republik" habe ich mich ernsthaft noch nicht wirklich tiefer beschäftigt. Vom Eindruck her würde ich schon sagen, dass sie in die Kiste Opium und Unsterblich gehört. Ich denke, der Vergleich ist sehr treffend.
    Und ja, Du hast Recht: "Steh auf, wenn Du am Boden bist" ist genauso ein Song, der in diese Reihe der furchtbaren Hosen-Songs zu stellen ist, wie sie sie seit "Jägermeister" komponieren.

    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

    Einmal editiert, zuletzt von Karl Arsch ()

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