[25.03.2022] Scheiss Wessis [7" Single, Download, Stream]

  • Danke für die Ausführung.

    Auch ich bin der Meinung, dass das Aufbrechen von Verkrustetem, das einfach so da ist, indem man es thematisiert, ein wichtiger Ansatz ist für die Aufarbeitung.


    Mein Kommentar war eigentlich "wertfrei" gemeint, kein Angriff auf dich. Es klang halt sofort nach "Wör hattn ja nüscht"-Jammerei, nach Benachteiligungsgewälze. Was es ja auch ist, insofern ein wahres Klischee, jedoch vermutlich nicht unbegründet. Da muss man ansetzen.


    Die Frage hierbei wäre eventuell noch, ob die Opferrolle-Haltung mit Vorwurfsrhetorik zielführend ist..? Ob man dadurch auf Augenhöhe wahrgenommen würde oder ob man sich so schon wieder selber schwächer einstuft. Das sind Fragen, die ich mir für einen Dialog stelle.

  • Sorry, hat ein bisschen gedauert, bis ich antworte. Da das Thema aber gerade aktuell ist, möchte ich mal versuchen meinen Beitrag zur Versöhnung zu leisten. Auch wenn es sich ein bisschen ziehen kann. Wie erwähnt war das bei mir die letzten Jahre nur ein vor sich hin schwelender Konflikt und ich habe mich mehr oder weniger damit abgefunden. Und ich finde es gut, dass die Hosen und Marteria das Thema mal angefasst haben um den Leuten, die den Konflikt anheizen, mal ein bisschen den Wind aus den Segeln zu nehmen.

    Es klang halt sofort nach "Wör hattn ja nüscht"-Jammerei, nach Benachteiligungsgewälze. Was es ja auch ist, insofern ein wahres Klischee, jedoch vermutlich nicht unbegründet. Da muss man ansetzen.

    Die Benachteiligungen sind übrigens real. Das ist nicht nur vermutlich so, sondern es ist tatsächlich keine unbegründete "Jammerei"! An dem Punkt versuchen viele Politiker schon seit Jahren anzusetzen. Zumindest hier im Osten. Aber wenn man das nur als Klischee abtut, dann wird sich da auch nichts ändern. Und dann sammelt sich eine gewisse Wut an. Eine Gewerkschaft bedient übrigens auch jedes Klischee, wenn sie in Tarifverhandlungen mehr Gehalt fordert. Das ist auch eine "Wir wollen mehr Lohn"-Jammerei. Deshalb sind die Forderungen aber nicht unbegründet. Und ein ähnliches Problem gibt es in unserer Gesellschaft zwischen arm und reich. Das ist aber wirklich ein anderes und noch heikleres Thema.


    Mein Ansatzpunkt in den Ost-West-Diskussionen war übrigens nie "Mir hattn ja nüscht", sondern "Es war nicht alles schlecht". Das ist zwar eine genauso abgedroschene Floskel, aber die sollte man in der Diskussion ernst nehmen. Man sollte sich anhören, was die Ossis dazu zu sagen haben. Dann wird man nämlich hören, dass Zusammenhalt, Sicherheit, Kontinuität und das Zwischenmenschliche in der Gesellschaft eine große Rolle spielten. Wenn man die Sehnsucht danach nicht anerkennt und gleich mit der "Ja aber, das war ein Unrechtsstaat und da gab es nichts gutes" kommt, dann leistet man nichts für die Versöhnung. Und dann bekommt man hier das von mir beschriebene Gefühl von Kolonialisierung und Unterwerfung.


    Die Frage hierbei wäre eventuell noch, ob die Opferrolle-Haltung mit Vorwurfsrhetorik zielführend ist..? Ob man dadurch auf Augenhöhe wahrgenommen würde oder ob man sich so schon wieder selber schwächer einstuft. Das sind Fragen, die ich mir für einen Dialog stelle.

    Wie ich versucht habe zu beschreiben ist das Gefühl der Benachteiligung ein reales Thema. Deshalb wäre die Frage, ob es nur eine künstliche "Opferrolle-Haltung mit Vorwurfsrhetorik" oder eine tatsächlich begründete Klage an die Gesellschaft ist. Da ich in letzter Konsequenz an das letzte glaube, finde ich es auch legitim, diese Sachen anzubringen, wenn danach gefragt wird. Viele haben tatsächlich gar nicht das Gefühl auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden. Und mir ist es auch unangenehm Dinge wie Gehaltsunterschiede anzusprechen. Auch aus dem Grund, nicht immer als "Jammer-Ossi" dazustehen. Das Thema erledigt sich aber eben nicht von alleine.


    Ich glaube auch fast, dass man manche Leute gar nicht mehr in den Dialog zurückholen kann. Die haben ihren Glauben schon verloren, als der halbe Osten in den 90ern von der Treuhand verscherbelt wurde. Und es braucht wohl nicht erwähnt werden, wer hauptsächlich davon profitiert hat und sich den größten Teil des Kuchens gesichert hat. Es waren größtenteils auch keine ostdeutschen Politiker, die nach der Wende die wichtigsten Posten erhalten haben. Das sind alles Dinge, die sich bei vielen dermaßen eingebrannt haben, dass die fast gar nicht mehr zur Versöhnung bereit sind.


    Oh man, eigentlich wollte ich gar nicht so weit ausholen. Wie erwähnt habe ich mit vielen Sachen einfach abgefunden und arrangiert. Es nervt eigentlich und macht wütend, wenn man darüber nachdenkt. Und ich hoffe, dass das bald wirklich nur noch ein Klischee ist, über das man einfach lächeln kann.


    "Das Kennzeichen des unreifen Menschen ist, dass er für eine Sache nobel sterben will, während der reife Mensch bescheiden für eine Sache leben möchte" Wilhelm Stekel

  • Kleiner Nachtrag - Es gibt passend zum Thema einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung mit aktuellen Zahlen zu den Lohnunterschieden zwischen West und Ost: Link


    Hier auch noch mal ein Zitat aus einem anderen Artikel zum Thema Lohunterschiede:

    Zitat

    Die größten Lohnunterschiede gab es bei Textilfirmen, bei denen im Osten gut 2000 Euro und im Westen fast 3400 Euro verdient wurden. Die Lücke lag hier bei 69,5 Prozent. Auch in der Autoindustrie gab es mit 41,3 Prozent eine große Kluft: zwischen gut 3600 Euro im Osten und über 5100 Euro im Westen. Auch im Maschinenbau (40,4 Prozent), bei der Herstellung von IT-Gütern (39,8) und in der Schifffahrt (38,9) fallen die Unterschiede deutlich aus.

    Quelle: Nordkurier

    Grafisch hat Die Linke das auch noch mal in einem Instagram Post dargestellt (siehe Anhang).

  • Scheiss Wessis“ hatte ich mir nach einigen Kommentaren hier wesentlich schlimmer vorgestellt. Ich find - kann man ganz gut hören. Kein Song, den man vermissen würde, wenn‘s ihn nicht gäbe - aber tut auch nicht weh.

    .....aber tut auch nicht weh, ist so ziemlich das Schlimmste, was man über einen Song einer Band, die man liebt, sagen kann.

    Hab' ihn jetzt auch wirklich oft gehört, textlich ist ok, aber die Musik hört sich an wie aus 'nem Baukasten.

    Klar sind irgendwann mal alle Songs gespielt, klar kann ich gar keine Songs schreiben, klar hab' ich dann eigentlich kein Recht daran rumzumäkeln, aber das tut dann eben doch weh. Nicht so sehr wie 'Feiern im Regen' aber allzu viel fehlt nicht. Komplett subjektiv, vielleicht deshalb auch scheissegal, aber der Song wächst bei mir einfach nicht. Bleibt die Hoffnung auf die anderen neuen Lieder und auf die Konzerte.


    Wir sind außer uns
    Und Rand und Band
    Und wir haben keine Zeit für Schlaf

  • Bei mir ist es gerade anders herum.


    Je öfter ich den Song höre umso mehr gefällt er mir.


    Klar leichte Kost die man locker nebenbei hören kann und gleichzeitig die eine oder andere Spitze drin wo man doch genauer hinhören muss.

    Narren sind bunt und nicht braun!

  • Eher umgekehrt. Ich könnte mir vorstellen, daß man durch die Single(s)-Idee und Ost-/West-Diskussionen überhaupt erst zu der Überlegung kam, eine Doku zu machen. Netter „Nebeneffekt“: Prima Werbung für die Single…

    "Morgen ist auch noch ein Tag", sagte der Optimist.
    (Werner Mitsch)

  • Nen alkfreien Rotkäppchen-Sekt:]

    "Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!"

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